Zwiegespräche

Die Gesellschaft driftet in fast allen Lebensbereichen auseinander, egal ob Klima, Krieg, Corona, Migration, Sprache, Digitalisierung, aber auch in persönlichen Themen wie Kinder(-wunsch), Beziehungsgestaltung, Familienleben, Gesundheit etc. Das Gespräch miteinander scheint immer schwieriger zu gelingen, oft bleibt es bei den verschiedenen Meinungen stehen, nicht selten auch in feindseliger Gegnerschaft.

Entwickelt wurde die Methode der Zwiegespräche durch Michael Lukas Möller in seinem Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit“ als Paargespräche. Dort ist sie auch weiterhin als eine beständige Möglichkeit für Paare zu sehen, im Miteinander zu bleiben.

Wir sehen die Methode der Zwiegespräche als ein wirksames Mittel, die Sprachlosigkeit zu überwinden und stärker ins Miteinander zu kommen – egal in welchem Kontext.

Was ist ein solches Zwiegespräch? Dem Gegenüber ohne Bewertung zuhören, versuchen, die Beweggründe nachzuvollziehen und das vor allem durch die Perspektive der jeweiligen biografischen Prägung und sozialen Situation.

Die Hans-Joachim Maaz – Stiftung setzt sich dafür ein, die Idee der Zwiegespräche zu verbreiten.

Ausschnitt aus einem Vortrag von Hans-Joachim Maaz, in dem er wesentliche Regeln für das Führen von Zwiegesprächen beschreibt:

Bilder vom 4. Stiftungstag

im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus Leipzig

Der 4. Stiftungstag beginnt.
Die Teilnehmer nehmen ihre Plätze ein.
Moderation: Hans-Jörg Klemm
Begrüßung durch Dr. Hans-Joachim Maaz
Begrüßung durch die Vorsitzende des Fördervereins Dr. Sabine Stiehler
Der Vortrag von Dr. Hans-Joachim Maaz
Anschließende Diskussion
Die Workshopleiter stellen ihre Workshops vor: Dr. Matthias Stiehler – Zwiegespräche in der Partnerschaft
Die Workshopleiter stellen ihre Workshops vor: Dr. Ulrike Gedeon-Maaz – Zwiegespräche zwischen den Generationen
Die Workshopleiter stellen ihre Workshops vor: Ekbert Kretzschmar – Zwiegespräche zwischen Freunden oder Kollegen
Die Workshopleiter stellen ihre Workshops vor: Jakob Klemm – Zwiegespräche zu gesellschaftlichen Themen
Pause
Pause
Abschlussplenum
Abschlussplenum
Abschluss mit Dank an Dr. Hans-Joachim Maaz
Verabschiedung

9. Mitgliederversammlung 11.10.2024

Am 11. Oktober fand unsere 9. Ordentliche Mitgliederversammlung mit Wahl eines neuen Vorstandes in Leipzig statt.

In ihrem Rechenschaftsbericht bilanzierte die Vorstandsvorsitzende Anke Borchardt das vergangene Jahr und informierte über Aktivitäten des Fördervereins und der Stiftung. Schatzmeister Frank Müssig erläuterte den Kassenbericht und die Mitgliederentwicklung.
Es folgten Diskussion und Abstimmung über die Mittelvergabe. Der Förderverein wird in diesem Jahr eine Spende in Höhe von 4000 Euro an die Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur überweisen.
Dr. Sabine Stieler dankte der ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Anke Borchardt für 6 Jahre engagierte Leitung des Vorstandes des Fördervereins der Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur.

Zum neu gewählten Vorstand gehören: Vorsitzende des Fördervereins Dr. Sabine Stiehler, 1. Stellvertreter Dr. Matthias Stiehler, 2. Stellvertreterin Dagmar Schwarz, Schatzmeister Frank Müssig, Schriftführerin Ilka Bläß-Müssig.


Dank an Anke Borchardt für ihre Arbeit als Vorstandsvorsitzende in den vergangenen 6 Jahren
Mitgliederversammlung

Dank an den bisherigen Vorstand und den Kassenprüfer

Der neu gewählte Vorstand des Fördervereins

4. Stiftungstag 2. November 2024 „Verstehen und verstanden werden. Theorie und Praxis der Zwiegespräche nach Hans-Joachim Maaz“

Am 2.11.2024 fand der 4. Stiftungstag der Hans-Joachim-Maaz-Stiftung Beziehungskultur in Leipzig im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus statt. In einer Zeit, in der viele äußere Sicherheiten verloren gehen (Frieden, Arbeit, materielle Versorgung) und wir mit Wucht erlebt haben, wie staatliche Maßnahmen das private Leben außer Kraft setzen, werden zwischenmenschliche Beziehungen umso wichtiger. Aber auch in diesem Lebensbereich gibt es viele Verletzlichkeiten, zwischen Partnern, zwischen Freunden, zwischen Arbeitskollegen, zwischen den Generationen und insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und alten Menschen. Damit nicht das Trennende über dem menschlich Verbindendem steht, braucht es Verständigung und für die Verständigung ein Handwerkszeug.

Hans-Joachim Maaz hat im Rahmen der von ihm entwickelten Beziehungskultur (u.a. „Ich bin das Problem!“) und im Anschluss an Michael Lukas Möller (Literatur: Die Wahrheit beginnt zu zweit) die Theorie und Praxis der Zwiegespräche entwickelt und es war uns als Stiftungsvorstand und -beirat sowie als Fördervereinsvorstand ein besonderes Anliegen, dieses einer Öffentlichkeit im „Stiftungstag“ zugänglich zu machen. Unser Ziel war auch, den Vortrag von Hans-Joachim Maaz aufzunehmen, um ihn hier auf den Stiftungsseiten zu präsentieren und einer noch größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und unser Ziel war, im großen Stil selbst aktiv zu werden und Zwiegespräche zu ‚üben‘.

Wie ist es nun gelaufen?

Hans-Joachim Maaz hat einen Vortrag gehalten, der grundsätzlich unsere gesellschaftlichen Veränderungen im Blick hatte und die Möglichkeiten, in ihnen Gestaltung und Selbstwirksamkeit zu erleben. Den Vortrag können Sie sich unten auf dieser Seite anschauen.

Der entscheidende Punkt in Zwiegesprächen ist dabei der dialogische Monolog in begrenztem Zeitumfang und die Aufforderung, dass jeder von sich spricht. Leicht gesagt und schwer getan. Um das Tun ging es in den vier Workshops. In der Vorbereitung auf diesen Tag haben sich vier thematische Gruppen gebildet: Zwiegespräche zwischen Lebenspartnern, zwischen Freunden oder Kollegen, zwischen den Generationen und zu gesellschaftlichen Themen wie Corona, Krieg und Migration. Wir Gruppenleiter waren alle gleichermaßen fasziniert, wie sich in den zahlenmäßig großen Workshops (ca. 20 bis 30 Teilnehmer) eine ehrliche und berührende Atmosphäre herstellte. Diese Atmosphäre entwickelte sich durch den Vortrag, denn schon da war eine deutliche Betroffenheit spürbar und jeder Teilnehmer wusste, worum es geht: um die ehrliche Mitteilung von sich.

Hier ein paar Ergebnisse, die die Workshopleiter zusammengetragen haben:

In der Gruppe zum Thema Partnerschaft gab es Zwiegespräche zu verschiedenen, sehr allgemein gültigen und wiederkehrenden Konstellationen in Zweierbeziehungen. Ein Mann sprach von seinem Erleben, sich in der Ehe immer wieder „als kleiner Junge“ zu erleben, der es „Mutti“ recht machen will und dennoch auf der Strecke bleibt, sprich mit seinem Bemühen keine Anerkennung findet.  Die Frau reagiert wie auf einem „anderen Planeten“ mit eigenen Ängsten und meint, ihrem Anspruch an Partnerschaft nicht gerecht zu werden. Die Gruppe hat wohlwollend und dankbar reagiert, dass es ihnen „genauso geht“. Da kindliche Bindungs- und Beziehungswünsche nicht ausreichend erfüllt wurden, kann auch keine Partnerschaft ausreichend ‚plombieren‘. Jedoch kann die gemeinsame Erkenntnis und Solidarität beziehungsstiftend sein. Ein anderes Paar hat sich zum Thema „Weihnachten“ ins Gespräch begeben und welche Rolle bei jedem Einzelnen die Herkunftsfamilie spielt, wer wen besuchen muß und will usw. Ein Thema, das immer die Gemüter erhitzt und es war nahezu befreiend als im daran anschließenden Gruppengespräch ein Vertreter der älteren Elterngeneration äußerte: „Ihr müsst doch nicht zu Euren Eltern fahren, die freuen sich vielleicht, wenn Ihr nicht kommt!“ Ein Hinweis auf Potentiale der Zwiegespräche auch zwischen den Generationen. Auch dazu gab es einen Workshop. Hier ging es vor allem um die Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern und zwischen Geschwistern. Die Themen waren: Beziehung zwischen Vätern und ihren Töchtern, Müttern und ihren Töchtern und zwischen Geschwistern. Bei den Zwiegesprächen über Eltern und ihre erwachsenen Kinder wurde deutlich, dass auf der Seite der Eltern besonders Schuldgefühle, Kränkungen und tiefes Bedauern über mangelnde frühe Elternschaft eine wesentliche Rolle in der Beziehung zu ihren Kindern spielen und der Wunsch, etwas nachzuholen, was leider nicht mehr nachzuholen ist. Auf der Seite der Kinder wurde deutlich, dass sie in Gefahr sind, ihre unerfüllten kindliche Bedürfnisse an die älter werdenden Eltern zu richten und nur schwer loslassen zu können von der Hoffnung, dass sich die Eltern doch noch ändern und ihnen vorzuwerfen, dass sie schuld sind an den Schwierigkeiten ihres Erwachsenenlebens. In dem Zwiegespräch über die Beziehung zwischen Geschwistern wurde das Thema bewegt, dass über chronische Konflikte zwischen erwachsenen Geschwistern enttäuschte oder aggressive Impulse, die infolge früher mangelnder oder repressiver elterlicher Beziehungsangebote entstehen, untereinander ausgetragen werden über Macht, Konkurrenz, Neid oder Kränkungen, als Folge, dass nicht gewagt wird, gemeinsam die frühen Eltern infrage zu stellen. Auch hier fanden sich trotz großer Teilnehmerzahl mutige Menschen, die die Zwiegespräche mit erstaunlicher Offenheit gewagt haben und die Gruppe hat mit wohlwollender Resonanz reagiert.

Ein weiterer Zwiegesprächs-Workshop war der zwischen Freunden oder Kollegen. Auch hier gab es sofort eine angeregte Arbeitsatmosphäre und es zeigte sich, wie brisant der soziale Sprengstoff werden kann, wenn man sich scheinbar nicht ganz so nahekommen muss, wie es in Familien und Partnerschaften zwangsläufig stattfindet. Gespräche und Diskussionen bleiben oft an der Oberfläche und external. Die Protagonisten in diesem Workshop haben von ihrem lebensgeschichtlichen Hintergrund berichtet und erst dadurch wurde es echt, ehrlich und authentisch. Offenbar herrscht in den Beziehungen zwischen Freunden oder Kollegen eine große Angst, „ausgestoßen zu werden“, Angst vor Zurückweisung, Verletzung und Enttäuschung. Dann ‚lieber‘ schön an der Oberfläche bleiben – die Angst vor Trennung ist zu groß! In Freundschaften und Arbeitsteams ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit besonders ausgeprägt, eine Zugehörigkeit, die es mglw. In der Herkunftsfamilie so nicht gab.

Auch in diesem Workshop gab es ein „Generationenthema“ zum „Wert der Arbeit“. Die Vertreter der älteren Generation, die Arbeit häufig als Pflichterfüllung und Lebensinhalt ansieht und die Jüngeren, die an einer work-life-balance interessiert sind. Auch hier war bei den beiden Gesprächspartnern der lebensgeschichtliche Zusammenhang erhellend: der eine von klein auf bemüht, die Erwartungen der Eltern (des Arbeitgebers) zu erfüllen, der andere weiß gar nicht, was sein Maß ist (was seine Eltern wollten).

Der Workshop zu den gesellschaftlichen Themen war sehr emotional und alle Anwesenden waren von der Atmosphäre des sich-Einlassens berührt. Es ging um die Spaltungsthemen unserer Zeit (Krieg und Frieden, Corona, Migration) und allzu oft wird darüber nicht mehr gesprochen, auch in Partnerschaften und Freundschaften wird lieber geschwiegen als Position bezogen. Umso bedeutsamer, wenn doch geredet werden kann und das gesprochene Wort stehen gelassen wird und gelten kann. Auch ohne Zustimmung, Verständnis und Nachfragen. Bestenfalls wird einem selbst klarer, wie und warum man so fühlt, denkt und handelt. Und bestenfalls gibt es AHA-effekte: aha, so ist das bei mir, weil ich so geprägt bin, aha, so ist es bei Dir, weil Du so geprägt bist. Mehr geht nicht!

Nach den Workshops und dem Kaffeetrinken gab es noch ein Abschlussplenum unter Leitung von Hans-Joachim Maaz. Viele der Teilnehmer nutzten die Gelegenheit für Statements, Integration aus den erlebten Zwiegesprächen, Mitteilung aufgekommener Widersprüche, aber auch Danksagungen und sehr viel positiver Resonanz.

Angeregt und angefüllt und mit vielen artikulierten Fortsetzungswünschen ging der Stiftungstag gegen 18 Uhr zu Ende.

Der Vortrag von Hans-Joachim Maaz zum 4. Stiftungstag

Impressionen vom Stiftungstag

8. Jahrestreffen und Mitgliederversammlung 14.10.2023

Am 14. Oktober fand unser 8. Jahrestreffen in Leipzig statt. Wir haben uns gefreut, 29 Mitglieder unseres Fördervereins, 3 Gäste sowie Herrn Dr. Maaz und Frau Dr. Gedeon-Maaz als Ehrengäste zur Veranstaltung begrüßen zu können.

In ihrem Rechenschaftsbericht bilanzierte die Vorstandsvorsitzende Anke Borchardt das vergangene Jahr und informierte über eine erfreuliche Zunahme der Aktivitäten. Schatzmeister Frank Müssig präsentierte die Mitgliederentwicklung und erläuterte den Kassenbericht. Anschließend wurde über den Vorschlag zur Mittelvergabe abgestimmt. Die anwesenden Mitglieder haben einstimmig entschieden, in diesem Jahr einen Betrag von 4000 € an die Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur zu überweisen.

Im Rahmen unserer Veranstaltung stellte Dr. Sabine Stiehler die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung des Studentenwerks Dresden zu den „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit Studierender“ vor. Außerdem wurde unser Jahrestreffen durch eine kurze Buchvorstellung von Dr. Matthias Stiehler „Partnerschaft ist zweifach“ bereichert.

Die Kaffeepause wurde wie immer für persönliche Begegnungen und regen Austausch genutzt. Im Anschluss hielt Dr. Hans-Joachim Maaz einen bewegenden Vortrag zu seinem gerade im Frank&Timme Verlag neu erschienen Buch „Friedensfähigkeit und Kriegslust“. In der anschließenden Gesprächsrunde gab es viele persönliche Mitteilungen über Betroffenheit und Ängste, aber auch Nachdenken über Hoffnungsvolles trotz aktueller Bedrohung.

Begrüßung durch die Vorsitzende Anke Borchardt
Dank an den Vorstand und den Kassenprüfer
Präsentation der Mitgliederentwicklung
Vortrag Dr. Sabine Stiehler
Buchvorstellung Dr. Matthias Stiehler
Kaffeepause
Vortrag Dr. Hans-Joachim Maaz

7. Jahrestreffen und Mitgliederversammlung 03.12.2022

Am 3. Dezember 2022 fand unser 7. Jahrestreffen in Leipzig statt. Wir haben uns gefreut, 25 Mitglieder unseres Fördervereins sowie Herrn Dr. Maaz und Frau Dr. Gedeon-Maaz als
Ehrengäste zur Veranstaltung begrüßen zu können.

In diesem Jahr fand im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlung auch die Wahl des Vorstandes statt. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder haben erneut kandidiert und wurden einstimmig gewählt: Vorsitzende des Fördervereins Anke Borchardt, 1. Stellvertreterin Dagmar Schwarz, 2. Stellvertreterin Dr. Sabine Stiehler, Schatzmeister Frank Müssig, Schriftführerin Ilka Bläß-Müssig, Öffentlichkeitsarbeit Dr. Marion Heyer.

Nach dem Rechenschaftsbericht erfolgte eine Diskussion und Abstimmung über die Mittelvergabe. Der Förderverein überweist in diesem Jahr eine Spende in Höhe von 3000 Euro an die Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur.

Der Vortrag von Dr. Maaz zum Thema „Beziehungskultur in der aktuellen gesellschaftlichen Situation“ bewegte und gab viele Impulse für die anschließende Gesprächsrunde.

Begrüßung durch die Vorsitzende Anke Borchardt
Der neu gewählte Vorstand und der Kassenprüfer
Präsentation der Mitgliederentwicklung
Kaffeepause
Vortrag Dr. Maaz

6. Jahrestreffen und Mitgliederversammlung 23.10.2021

Am 23. Oktober 2021 fand unser 6. Jahrestreffen in Leipzig statt. Die Vorstandsvorsitzende Anke Borchardt und die Vorstandsmitglieder Ilka Bläß-Müssig und Frank Müssig haben in diesem Jahr 16 Mitglieder unseres Fördervereins sowie Herrn Dr. Maaz und Frau Dr. Gedeon-Maaz als Ehrengäste zur Veranstaltung begrüßen können.

Nach dem Rechenschaftsbericht erfolgte eine Diskussion und Abstimmung über die Mittelvergabe. Der Förderverein überweist in diesem Jahr eine Spende in Höhe von 4000 Euro an die Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur.

Während der Kaffeepause gab es wie immer die Möglichkeit für persönliche Begegnungen und Austausch, was von allen Teilnehmern rege genutzt wurde. Wir freuen uns, dass inzwischen persönliche Kontakte und Verbindungen in unserem Verein entstanden sind.

Im Anschluss an die Kaffeepause informierte Anke Borchardt in ihrem Vortrag „Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kinder und Familien“ über erschütternde und alarmierende Studien und Untersuchungen, die zu diesem Thema bisher vorliegen.

Dr. Maaz beleuchtete in seinem Vortrag „Corona-Angst und gesellschaftliche Entwicklung“ die Entstehung von Angst und Panik im Zusammenhang mit Mütterlichkeits- und Väterlichkeitsstörungen, kritisierte die psychosozialen Folgen der Corona-Maßnahmen und warnte eindringlich vor der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft.

In der anschließenden Gesprächsrunde gab es viele Rückmeldungen über Betroffenheit und Sorge in Bezug auf die aktuelle gesellschaftliche Situation sowie sehr persönliche Mitteilungen über Erfahrungen und Erlebnisse in den letzten 1,5 Jahren.

Statement des Vorstands zur aktuellen gesellschaftlichen Situation

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Interessenten unserer Arbeit,

die Corona-Krise hat das Leben vieler und der gesamten Gesellschaft sehr verändert. Wir sind auf uns selbst und unsere Beziehungen zurückgeworfen und bei fast allen Menschen haben die persönlichen Beziehungen eine neue Wertschätzung und Bedeutung erfahren. Das heißt auch, Beziehungskulturen zu entwickeln und zu reflektieren, ist wichtiger denn je.

Diesem Anliegen hat sich die Hans-Joachim Maaz Stiftung – Beziehungskultur besonders verpflichtet.

Der Vorstand des Fördervereins ist sehr betroffen über die Auswirkungen dieser Krise, da wir täglich mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beratend und therapeutisch arbeiten. Dabei erleben wir, in welchen Schwierigkeiten viele Menschen und Familien nach 1 ½ Jahren Corona-Maßnahmen stecken. Ganz besonders im Blick haben wir die Kinder und Jugendlichen, die in ihren Entwicklungsschritten ausgebremst wurden, weil das und bis dahin vertraute Leben solange nicht möglich war und absehbar sicherlich auch nicht möglich sein wird, führt man sich allein die Hygienekonzepte der Kitas, Schulen und Hochschulen vor Augen. Die Angst, sich irgendwie „falsch“ zu verhalten, ist für viele bereits ein ständiger Begleiter. Zum Beispiel bei den Kleinkindern kann man beobachten, wenn sie im Außenbereich ihrer Kitas mit Flatterbändern voneinander getrennt sind und lieber kleinere Kreise ziehen als große. Überträgt man diese sich wiederholende und prägende Erfahrung auf die zukünftige Entwicklung, werden die Kinder möglicherweise in der Vor-Sicht aufwachsen und weniger im lebendigen Ausdruck.

Wir finden Besorgnis erregend, wie die Zahl der Inanspruchnahme von Psychologischen Beratungsstellen und von ambulanter und stationärer Psychotherapie/Psychiatrie im Vergleich zu 2019 gestiegen ist. Lt. DPtV-Umfrage vom Februar 2021 sind Patientenanfragen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40% gestiegen (Report Psychotherapie, Kiel 2021).

Häufig wird erst professionelle Hilfe gesucht, wenn Kinder und Jugendliche ihre seelische Not über destruktives Verhalten und vielgestaltige körperliche und seelische Auffälligkeiten zum Ausdruck bringen. Die drastische Zunahme von Essstörungen, der Anstieg von Schulverweigerung, Schwierigkeiten, schulische Anforderungen zu bewältigen und Versetzungsgefährdung seien an dieser Stelle nur beispielhaft genannt. Eine repräsentative Untersuchung hat ergeben, dass für 58% der Schülerinnen und Schüler der Klassen 5-10 die Lebenszufriedenheit im Vergleich zur „Zeit vor Corona“ gesunken ist (DAK Präventionsradar Kiel 2021).

Bei jungen Erwachsenen wird es vermehrt zu Abbrüchen von Studium bzw. Lehre kommen. Z.Z. werden Abschlüsse noch „verschoben“, da die Corona-Krise Freisemester ermöglicht (Corona-Verlängerung der Regelstudienzeit).

Die sozialen Hilfesysteme sind überlastet, geschweige denn, dass derzeit präventiv gearbeitet werden könnte. Darüber hinaus gibt es noch viel unsichtbare Not. Die durch Corona-Maßnahmen über lange Zeit veränderte und eingeschränkte Alltags- und Lebensgestaltung führt in vielen Familien zu Überforderung, Isolation, Zuspitzung von Konflikten bis hin zu schweren Krisen und gewaltsamer Eskalation.

In diesen Zusammenhängen ist unsere Elternarbeit ein besonders wichtiges Angebot. Die Elternworkshops unterstützen Mütter und Väter, angestaute Belastungen und Überforderungen bei sich selbst und ihren Kindern zu erkennen, zu verstehen, nach Möglichkeit zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien zu finden. Erfahrungsgemäß kann damit eine wesentliche emotionale Entlastung der Familien einhergehen. Die zwischenmenschliche Solidarität in Gruppen ist dabei ein wichtiger Faktor für gemeinschaftliches Verständnis und gegenseitige Unterstützung.

Wir brauchen in der gesellschaftlichen Krise dringend den Austausch unterschiedlicher Erfahrungswelten ohne die Bewertung anderer Positionen.

Hans-Joachim Maaz hat den Begriff der „innerseelischen Demokratie“ geprägt. Dieser bedeutet, dass jeder Mensch neben den sogenannten positiven Emotionen und Bestrebungen wie Empathie, Freundlichkeit, Liebe und Verständnis auch die sogenannten negativen Gefühle wie Wut, Hass und Neid in sich trägt. Das Anerkennen dieser unterschiedlichen Gefühlslagen und eine Auseinandersetzung damit fördern ein gutes Selbstverständnis und sind die Basis für Toleranz und Wertschätzung in zwischenmenschlichen Beziehungen.

In diesem Sinne ist das Anliegen unserer Elternworkshops, bei Müttern und Vätern den authentischen und angemessenen Umgang mit sich selbst, der Partnerin bzw. dem Partner und den Kindern zu verbessern, um ein entwicklungsförderndes, wohlwollendes Beziehungsangebot zu ermöglichen.

An dieser Stelle sei auf das 6. Jahrestreffen des Fördervereins am 23.10.21 in Leipzig hingewiesen, zu dem wir Mitglieder des Fördervereins und Gäste herzlich zum Austausch einladen.

Vorstand des Fördervereins der Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur

im August 2021

Programm und Vorträge des 3. Stiftungstags

Vorträge

Die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung – Hans-Joachim Maaz

Evolution durch Liebe – Michael Hüter

Vortrag als Video

Vor- und Nachteile von Familien- und Fremdbetreuung – Sabine Stiehler

Der Spagat zwischen Elternschaft und Arbeit – Ulrike Gedeon-Maaz

Elternschaft braucht Partnerschaft – Matthias Stiehler

Die Bedeutung und Wirkung unterschiedlicher Familienmodelle für die psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – Inés Brock

Diskussion der Vorträge

Workshops

WS 1 Elternworkshop, Thomas Koch und Sandra Simone Koch
WS 2 Elternworkshop, Michael Rockstroh und Anne Rockstroh
WS 3 Elternworkshop, Anke Borchardt und Anette Moczigemba
WS 4 Workshop für potentielle Leiter von Elternworkshops nach Hans-Joachim Maaz, Dagmar Schwarz und Uwe Bergander
WS 5 Zerstörte Familienbilder in Geschichte und Gesellschaft, Michael Hüter
WS 6 Geschwistertherapie und Geschwisterübertragungen, Inés Brock

Abschlußdiskussion

Moderation des Stiftungstages: Katrin Nickeleit

Referenten des 3. Stiftungstages

Eine Teilnehmerin berichtet in ihrem Blog über ihre ganz persönlichen Eindrücke des 3. Stiftungstages der Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur.

Informationstreffen mit zukünftigen Stiftungsvertretern

Am 22.02.2019 fand in Leipzig ein erstes Informationstreffen mit potentiellen Stiftungsvertretern statt. Die Vorstandsmitglieder Frau Bläß-Müssig und Frau Borchardt trafen sich mit den Vereinsmitgliedern Frau Kalz, Frau Gillmeister und Herrn Schäfer (v. l. n. r.).

Es wurden Ideen gesammelt und Aufgaben besprochen, welche die Stiftungsvertreter in Zukunft übernehmen könnten z.B. Akquise, Einwerbung von Spenden, Öffentlichkeitsarbeit, etc., um die Arbeit der Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur zu unterstützen.