Am ersten Aprilwochenende 2017 fand in Berlin der erste Workshop für Schwangere im Sinne einer „Elternschule“ statt. Unter den 9 Teilnehmern waren 5 schwangere Frauen, dazu 2 Partner, 1 Vater eines Säuglings und eine Schwester einer Schwangeren. Wir haben an zwei Tagen jeweils 5h intensiv gearbeitet.
Gleich zu Anfang wurde deutlich, wie dringend der Bedarf in der Schwangerschaft ist, sich auch über Unsicherheiten, Ängste, Zweifel und unbeantwortete Fragen auszutauschen.Die Gründung einer Selbsthilfegruppe für „unglückliche Schwangere“ war eher ein bitterer Scherz.Viele Therapeuten unterbrechen leider die Therapie oder lehnen die Behandlung in der Zeit ab. Es war in der Tat eine zweitägige Gratwanderung, über die aktivierten Ängste zu sprechen und dabei nicht die meist ganz gut selbst organisierte Stabilisierung zu gefährden.Die Broschüre zur Elternschule bot dafür eine gute Struktur, an der wir uns lang arbeiten konnten und die Frühbedrohung immer wieder in Schach halten.
Inhaltlich wurde nochmals deutlich, wie ausschlaggebend unsere früh erfahrenen Beziehungen unsere eigene Beziehungsfähigkeit bestimmen, eben auch zum ungeborenen Kind und zum Partner in dieser Zeit. Es war Raum, sich über die ablehnende Seite in sich zu verständigen, über die Abwesenheit von Liebe und Bezogenheit. Die Unterscheidung der Partnerschaftsebene von der Elternebene wurde gerade in strittigen Fragen sehr wichtig. Und auch die Unterscheidung von Beziehung und Kontakt war sehr wichtig. Man kann jederzeit aus dem Kontakt zum Kind gehen, wenn es nötig ist, ohne die Beziehung zu kappen.Die Paare nutzten den Workshop ebenfalls, um sich in gut triangulierter Runde über noch nicht ausgesprochene und besprochene Erziehungsfragen zu verständigen. Der Austausch untereinander führte zu Verabredungen über den Workshop hinaus, weil sehr deutlich wurde, wie unbedingt nötig ein verständnisvolles soziales Umfeld für die jungen Eltern ist, wenn sie Hilfe benötigen, sei es ganz praktisch oder im Gespräch.
Lange vor der Erziehung kommt die Beziehung zum Kind, das ist vielleicht der wichtigste Kernsatz aus dem Workshop.
Die Anregung der Teilnehmer, solche Workshops auch über die Schwangerenberatungsstellen, möglicherweise in Zusammenarbeit mit Hebammen anzubieten, nehmen wir gerne auf.