Rückblick: Pilotprokekt Anleiterworkshop in Ziegenhagen

Am 14. und 15. Juni 2019 fand in Ziegenhagen bei Göttingen unser erster Workshop für künftige Anleiter unserer Elternworkshops nach H.-J .Maaz statt.

Wir starteten mit 12 engagierten Teilnehmern, wovon eine Teilnehmerin besonders engagiert den Workshop mit Termin, Werbung der anderen Teilnehmer und Raumbeschaffung vorbereitet hat. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle.

So konnten wir Freitagabend sofort starten, uns kennenlernen, die unterschiedlichen Motivationen und Erwartungen besprechen und bündeln und schon mal eine erste Verständigung und Information über das Anliegen der Stiftung und unsere Haltung zu Beziehung, Erziehung, Kinderbetreuung und Elternarbeit auf dem Hintergrund der Mütterlichkeits- und Väterlichkeitsstörungen nach H.-J. Maaz herbeiführen. Die Beziehungslosigkeit in den Einrichtungen für Kinder, die gern mit Freiheit verwechselt wird, sei es in Kita oder Schule, war ein Thema. Und auf dieser Grundlage wird Erziehung oft ein ungeliebtes Debakel, welches sich Eltern und Erzieher gegenseitig zuschieben, statt es als nötige, liebevolle Begleitung der Kinder zu verstehen und zu nutzen. Für die Elternarbeit ist es notwendige Voraussetzung, den Perspektivwechsel von den eigenen Bedürfnissen auf die Bedürfnisse der Kinder zu vollziehen und diese Ebenen im Workshop immer wieder zu verdeutlichen. Schuld und Scham waren und sind immer wieder Themen in der Elternarbeit. Sie äußern sich in den vielfältigsten Formen und müssen identifiziert und entschärft werden.

Es war dank der motivierten Haltung der Teilnehmer sehr schnell möglich eine vertraute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, sodass schon am Freitagabend der Schritt von der Theorie in die eigene Erziehungserfahrung gelang und die Teilnehmer für sich einen Focus zur eigenen Erziehung formulieren konnten. Die vorsichtige Annäherung an die eigenen Erziehungsthemen mit Traumatisierung und Gewalterfahrungen gehörte genauso dazu, wie die Positionierung zwischen selber Kindsein , Elternsein und Fachkraft in einer Einrichtung oder der Familie und Gemeinschaft.

In der Eingangsrunde am Samstag waren viele Themen vom Vortag nochmal präsent. Die eigene Mütterlichkeit und Väterlichkeit wurde „liebevoll-kritisch“ betrachtet. „ Wir sind oft mit einem Schmerz beladen worden, den wir gar nicht hatten.“ Den Samstag haben wir dann weiter genutzt, um unsere Broschüre in allen zehn Punkten durchzuarbeiten und den Anleitern damit sehr direkt zu vermitteln, wie wir auch mit Eltern arbeiten. Dazu gab es viele Anregungen und Nachfragen. Wir konnten den Unterschied zwischen natürlicher Autorität und autoritär klären. Besonders die Situation Alleinerziehender wurde sehr deutlich als permanente, nicht allein zu bewältigende Überforderung gesehen. Dazu wurden viele Hilfsangebote zusammengetragen, die Anleiter vermitteln sollten. Die Rolle von Mutter und Vater mit der Verpflichtung zur Entfaltung von guter Mütterlichkeit und Väterlichkeit dem Kind gegenüber wurde ausführlich betrachtet. Gerechtigkeit auch wieder als solche zu verstehen und durchzusetzen und nicht eine um sich greifende Gleichmacherei dafür zu halten. Die Strukturgebung durch die Natur war ein spannendes Thema in diesem eher ländlichen Raum. Die heilsame Wirkung der Natur auf Kinder und Eltern zu befördern, für uns Städter ein wichtiger Hinweis.

Zum Abschluss haben wir uns noch sehr ausführlich zur Akquise von Teilnehmern verständigt und sehr viele wertvolle Ideen entwickelt. Zum einen wurde deutlich, dass es schon viele strukturelle Ressourcen an Schulen und Kitas gibt, die man nützen könnte: Elternbeiräte, Modellschulen, schulinterne Lehrerfortbildung. Der Focus muss auf der Kooperation zwischen Kindern, Eltern und Erziehern/Lehrern liegen, um die notwendigen Regeln allen Seiten gerecht zu formulieren und zu gestalten. Nur so kann Kita und Schule zu einem Raum werden, wo die Beziehung vor der Erziehung kommt und alle Beteiligten ihre Rollen wieder gern ausfüllen.

Es entstand auch die Idee, die Broschüre als Theaterstück zu gestalten, bzw. ein Filmprojekt daraus zu machen als ganz konkretes Kooperationsprojekt der Teilnehmer des Workshops. Wir wünschen gutes Gelingen und freuen uns auf das Ergebnis.

Die Atmosphäre am Ende des Workshops hat viel kreative Energie freigesetzt, die Zuordnung der eigenen Erziehungserfahrung zur frühen Prägung und die Möglichkeit der Kurskorrektur waren entlastend für die Teilnehmer. Dieser Effekt ist für die Elternarbeit entscheidend. Es gab die Idee, solche Kurse als Schulfach einzuführen, vielleicht an Modellschulen? Viele Ideen sind auch regional geprägt, beziehen sich auf die jeweiligen Strukturen und Kooperationen und müssen von den Anleitern in ihrer Region auf Realisierbarkeit geprüft werden.

„Es wurden alle wichtigen Themen angekitzelt und dieser Überblick schafft Freiheit und Lust, das zu leben.“

Mit diesem Resümee einer Teilnehmerin wollen wir uns für die gelungene Arbeit unseres gemeinsamen Pilotprojektes bedanken und gleichzeitig Interessenten diese Möglichkeit aufzeigen:

Wenn Sie Interesse haben, selber Workshops nach Hans-Joachim Maaz anzubieten, dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf und versammeln Sie interessierte Menschen aus Ihrer Region um sich, finden einen Raum und ein paar Stunden Zeit, dann kommen wir zu Ihnen und machen den nächsten Anleiterworkshop in Ihrer Region. Dieser Anleiterworkshop ist ein entscheidender Baustein im Curriculum zur Befähigung, für unsere Stiftung tätig zu werden. Das Curriculum wird demnächst auf dieser Webseite veröffentlicht.

Mit herzlichen Grüßen aus Berlin nach Ziegenhagen und Umgebung
verbleiben wir

Dagmar Schwarz & Uwe Bergander