Eine Toleranzdiskussion sollte nicht der eigenen Entlastung dienen

In der ARD fand vom 15. – 21. November 2014 die „Woche der Toleranz“ statt. Dieses Thema ist in einer Gesellschaft wichtig, in der die Extreme zuzunehmen scheinen und Spaltungen provozieren. Es ist ein wichtiges Merkmal von Beziehungskultur, bei aller Unterschiedlichkeit miteinander zu sprechen und sich auseinanderzusetzen.

Wichtig dabei aber ist, bei all dem die eigene Toleranzfähigkeit zu prüfen. Genau das aber wurde in einer Diskussion in der Sendung „3 nach 9“ am 14. November auf Radio Bremen versäumt. Insbesondere die beiden Sänger Jan Delay und Campino wurden nicht müde, sich gegenüber anderen Menschen, die doch so intolerant wären, abzugrenzen. Damit zeigten sie, wie eine Diskussion zu Toleranz gerade nicht verlaufen sollte: Sich selbst ein gutes Gefühl zu verschaffen, indem auf die anderen, auf die, die nicht so tolerant sind, gezeigt wird.

Natürlich braucht Toleranz auch die Diskussion darüber, wo sie aufhört und vielleicht auch aufhören muss. Unbegrenzte Toleranz kann kein Ziel sein – auch nicht denjenigen gegenüber, die selbst intolerant sind. Aber bei dieser Diskussion ist es eben wichtig, bei sich selbst, den eigenen Grenzen und Schwierigkeiten anzufangen. Sonst wird jedes Sprechen über Toleranz unglaubwürdig.

Dr. Matthias Stiehler